Worum geht’s?
Die kurze Nebengeschichte spielt etwa zwei Jahre nach den Geschehnissen der Trilogie: Lyra und Pan genießen ihre freie Zeit auf den Dächern des Jordan College, bis plötzlich ein Schwarm wildgewordener Vögel auftaucht; sie verfolgen den Daemon einer Hexe. Nach einer erfolgreichen Rettung bittet Ragi, der Daemon, Lyra um Hilfe: Er sucht einen Alchemisten namens Makepeace, da nur dieser das Heilmittel für Ragis totkranke Hexe Jelena Paschez kennt. Obwohl Lyra Listenreich ein ungutes Gefühl plagt, unterstützt sie den verzweifelten Daemon. Ein neues Abenteuer beginnt, doch am Ende ist keiner mehr der, der er zu sein vorgibt.
Meine Meinung:
Philip Pullmans Schreibstil ist wunderbar wie eh und je. Die Wörter fesseln und man möchte unbedingt weiterlesen. Pullman schreibt zwar auf hohem Niveau, bleibt dabei aber leicht und flüssig. Wer zuvor die Trilogie gelesen hat – was ich an dieser Stelle mal vorraussetze – fühlt sich sofort nach dem ersten Satz in die Parallelwelt zurückversetzt. Es wirkt fast so, als hätte man keine Pause zwischen den Geschichten gemacht. Leider ist das Buch sehr kurz; es umfasst nur ca. 60 Seiten. Kaum ist man im Lesefluss gefangen, da ist es auch schon vorbei!
Erstaunlicherweise zog der Krieg fast keine Konsequenzen nach sich. Protagonistin Lyra hat sich in den zwei Jahren ebenfalls kaum verändert. Sie ist erwachsener, und durch die Trennung von Will sentimentaler geworden, doch ihr mutiger Charakter lebt fort. Ihren Beinamen „Listenreich“ hat sie nach wie vor verdient. Mit Pan verhält es sich, wie sollte es auch anders sein, ähnlich. Über die anderen alten Charaktere erfährt man bedauerlicherweise nichts. Es tauchen neue Figuren auf, die allesamt ziemlich oberflächlich bleiben. Lediglich beim Alchemisten Makepeace bahnt sich Tieferes an, allerdings wimmelt er Lyra und ihre Fragen ab. Wirklich schade, ich hätte mich über ein ausgearbeitetes Gespräch sehr gefreut.
Nicht unbenannt bleiben dürfen die wundervollen Extras, die dem Büchlein beiliegen. Neben einer Postkarte von Mary Malone, einem Zeitungsausschnitt und einer Broschüre über ein Kreuzfahrtschiff gibt es eine grandios gestaltete Stadtkarte Oxfords. Dabei handelt es sich nämlich nicht nur um wundervolle Fanextras, sondern auch um Fantasieanreger. Nicht umsonst vermitteln uns das Vorwort Pullmans und seine Geschichte dieselbe Moral: „Alles hat eine Bedeutung, wir kennen sie nur nicht immer“.
Fazit:
Für Fans der Trilogie ist das Büchlein besonders durch die großartigen Beilagen ein netter Bonus, aber kein Muss. Die Nebengeschichte „Lyra und die Vögel“ bietet einen spannenden Ansatz. Unglücklichweise wird dieser nicht weiter ausgeführt. Ich hätte gerne mehr von den alten und neuen Charakteren erfahren. Vielleicht hat gerade die Kürze der Geschichte eine, wie von Pullman erwähnte, Bedeutung; zu meinem Bedauern habe ich sie bis jetzt noch nicht entdeckt. Deshalb vergebe ich – als Fan – insgesamt 3 Lurche.
Buchdetails
Lyras Oxford von Philip Pullmanübersetzt von Wolfram Ströle
Reihe: His Dark Materials #3.5
Seiten: 72
Format: Hardcover
Preis: nur noch gebraucht erhältlich
Verlag: Carlsen (© Cover)ISBN: 9783551581334