“Kein Ort dieser Welt” ist eines dieser Bücher, das mir immer wieder begegnet ist. Egal, ob auf Bookstagram oder BookTok: Wer von diesem Buch gesprochen hat, hatte eine Schwere in den Worten, die mich nicht losgelassen hat. Die schließlich dafür gesorgt hat, dass ich mich selbst davon überzeugen wollte, was diese Geschichte mit mir machen würde. Und obwohl ich damit gerechnet habe, dass es hart werden würde, habe ich das, was zwischen den Buchdeckeln auf uns Leser:innen wartet, absolut nicht kommen sehen.
Eines vorweg: “Kein Ort dieser Welt” ist kein leichtes Buch. Auch, wenn man die Triggerwarnung nicht liest, macht der Prolog mehr als deutlich, dass diese Geschichte einem das Herz brechen wird. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und wieder. Und wieder … Ich empfehle daher dringend, sich die Content Notes auf der letzten Seite anzuschauen.
Fiona hat den Boden unter den Füßen verloren. Seit ihr Vater ihre Familie vor vier Jahren verlassen hat, ist ihr Leben immer weiter auseinandergefallen. Ihre Mutter und ihre Bruder wurden zu stillen Mitbewohnern, ihr bester Freund distanzierte sich von ihr und ihre Mitschülerinnen machen ihr ihren Alltag zu einer leibhaftigen Hölle. Einzig ihr Notizbuch, ihre Gedichte, ihre Worte sind es, die verhindern, dass Fiona aufgibt. Doch als sie ausgerechnet eines der Mädchen, das sie schikaniert, vor einer schrecklichen Situation bewahrt, scheint das Leben Fiona einen Hoffnungsschimmer zu schenken.
Ich sprang in das Wasser.
Wieder und wieder und wieder.
Doch ich schlug keine
WELLEN.
“Kein Ort dieser Welt” ist Marie Dölings Romandebüt, aber nicht ihr erstes Buch. Sie hat bereits Lyrikbände veröffentlicht und ihr Herz ebenso wie Fiona an die Poesie verloren. Diese besondere Gemeinsamkeit mit ihrer Protagonistin spielt nicht nur in der Geschichte eine entscheidende Rolle, sie ist auch in ihrem berührenden Schreibstil zu spüren. Ich habe dieses Buch nicht gelesen, sondern gefühlt – und das lag vor allem an den wundervollen und starken Worten, die Marie zu einer Geschichte verwoben hat, die ich nicht aus der Hand legen wollte und die mich zugleich auch nicht losgelassen hat.
Über die Charaktere und die Handlung könnte ich tausend eigene Absätze schreiben, aber mehr als bei anderen Büchern bin ich der Meinung, dass man die Entwicklungen und Wendungen ohne großes Vorwissen selbst erleben sollte. Es ist eine Geschichte, die dein Herz bricht, um es wieder zusammenzusetzen – und es dann erneut zu brechen, um dich zu brechen. Doch trotz aller Härte, aller Hässlichkeiten ist dieses Buch kein trauma p*rn. Zwischen diesen Buchdeckeln stecken so viel Mut, Liebe und Hoffnung, so viel Reflektion und Ehrlichkeit, dass es mit dir das Fieseste und gleichzeitig Beste macht, was du beim Lesen erleben kannst: Du hoffst, obwohl du es besser weißt, und lachst, obwohl du weinen willst.
Fazit:
“Kein Ort dieser Welt” macht etwas mit dir, wenn du es liest, und genau deshalb kann ich mich all den begeisterten Leser:innen vor mir nur anschließen. Ich habe dieses Buch zugeschlagen, mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen, und kann einfach nicht anders, als ein enormes Dilemma zu verspüren. Ich möchte alle davor bewahren, sich von Maries Worten und Fionas Geschichte das Herz herausreißen zu lassen – und gleichzeitig möchte ich dieses Buch allen da draußen in die Hand drücken, weil es so ehrlich, so wichtig ist und dich so viel spüren lässt. “Kein Ort dieser Welt” ist so viel auf einmal, aber vor allem eines: eine riesige Empfehlung.
(P.S.: Bitte überspringe nicht das Nachwort, solltest du das Buch lesen.)
Buchdetails
Kein Ort dieser Welt Seiten: 344Format: Paperback
Preis: 13,90
Verlag: Selfpublished (© Cover)ISBN: 978-3-9859552-2-0